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Karnevalsgesellschaft Fledermaus Ersingen e.V.

Kinderumzug 2006
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Kinderumzug 2006
  • Fasnetvereine

Die Fasnet in Ersingen ist gekennzeichnet von einer einzigartigen Mischung aus rheinisch geprägtem Karneval und einer traditionell tief verwurzelten alemannischen Fasnet. Zu den rheinischkarnevalistischen Elementen gehören die Prunksitzungen zum „Elften im Elften“ und zur Eröffnung sowie der Große Umzug am Fasnetsonntag. Der herausragende Teil der alemannischen Fasnet in Ersingen ist das traditionelle Scheibenschlagen, das jährlich am Fasnetsonntag und Rosenmontag auf dem Scheibenplatz am Ameisenberg stattfindet. Ersingen ist der nördlichste Ort, an dem das Scheibenschlagen noch aktiv betrieben wird. Daneben gehören die Erstürmung der Schule durch die Hexen am Schmotzigen Donnerstag, das Hexentreiben und die Hexenverbrennung am Fasnetdienstag zu den alemannisch geprägten Höhepunkten der Ersinger Fasnet.

Zur Frage des fastnachtlichen Brauchtums in Ersingen muss man zurückgehen bis mindestens zum Jahr 1532, als zum ersten Mal der Flurname "am schyblechten bletz" erwähnt wird. Was hat aber das Scheibenschlagen oder Scheibenjagen mit der Fasnet zu tun?

Das Scheibenschlagen ist ein vorchristlicher, altheidnischer Brauch, wobei die glühenden Holzscheiben, die in Folge des Aufschlagens durch das Dunkel hinaus ins Tal fliegen, als Symbole des Sonnenrades zu verstehen sind. Die Alemannen erhofften sich durch diese Sonnwendfeier ein ertragreiches Jahr. Begleitet wurde das Scheibenschlagen durch folgenden Vers:

Scheibehut, Scheibehut, üwer Ägger un' Rain, wem soll die Scheibe sein? Sie gaiht links, sie gaiht rechts, sie gaiht meim Schatz ewe recht.

Diese und andere uralte Traditionen wurden in Ersingen seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weiter überliefert, ohne dass sie durch eine Organisation gepflegt wurden. Durch beide Weltkriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schwer erschüttert, drohten diese Brauchtümer in Abgang zu geraten. Schon 1937 forderte der Ersinger Ehrenbürger und Heimatforscher Gustav Adolf Reiling, dass sich ein Verein dieser Traditionen annehmen solle. Erst im Jahre 1956 erfolgte die Gründung der „Karnevals-Gesellschaft“, obwohl das älteste Protokoll, das sich in den Akten der Karnevalsgesellschaft befindet, vom 28. Februar 1954 stammt. Der Zusatz „Fledermaus“ wurde 1959 ins Vereinsregister eingetragen und geht auf eine Anregung von Rudolf Klingel zurück.

Die Namensgebung beruht hauptsächlich auf der Tatsache, dass die Fledermaus ein nachtaktives Tier ist, das sich auf engstem Raum zu bewegen weiß - ohne jedoch anzustoßen. Darin ist schon eine Maxime der „Irschinger Fasnet“ enthalten – sie ist fröhlich und ausgelassen, ohne anstößig zu sein. Heute zählt der Verein mehr als 650 Mitglieder. Die alten Bräuche wie das Scheibenschlagen, die Hexenverbrennung oder die Erstürmung des Schulhauses sind noch immer zentrale Eckpunkte der „Irschinger Fasnet“. Auch die im November zum „Elften im Elften“ und die zu Beginn der Kampagne stattfindenden Prunksitzungen zur Eröffnung sowie der Große Umzug am Fasnetsonntag zählen ohne Zweifel zu den Höhepunkten der Fasnet in Ersischo - dem Dorf, das seine Fasnet auf alt überlieferte Traditionen stützen kann.